Ernest REYER
Das ungewöhnliche Schicksal des Komponisten Louis Etienne Ernest Rey, Ernest Reyer genannt, geboren am 1. Dezember 1823 in Marseille und verstorben am 15. Januar 1909 in Lavandou
Ernest Reyer trug dazu bei, dem französischen Musikgeschmack im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mehr Würze zu verleihen. Erst 1848, im Alter von 25 Jahren, widmete er sich der Musik und ging nach Paris, um dort unter der Leitung von Louise Farrenc, seiner Tante, zu arbeiten. Harmonielehre und Kompositionsstudium schloss er jedoch nie ab und man merkt dies an vielen Unbeholfenheiten im Aufbau seiner Werke. 1854 führte er Maître Wolfram auf, 1858 das Ballett Sakountala, 1861 la Statue und 1862 Erostrate. Danach begann er mit dem Komponieren der Oper Sigurd, die erst 1884 in Brüssel uraufgeführt wurde. Als sein Hauptwerk gilt seine letzte Oper Salammbô (Brüssel 1890, Paris 1892) nach dem vielbeachteten Roman von Gustave Flaubert.
Er schrieb auch als Publizist in der Künstlerpresse, bei der Revue Française, beim Moniteur Universel, der Gazette Musicale oder beim Courrier de Paris und trat 1876 die Nachfolge von Félicien David an der Akademie für Bildende Künste an.
Ernest Reyer ist ein aufrichtiger Musiker, der sich durch eigenwilligen Charme, Ernest Reyer im Lavandou feinnervige Empfindsamkeit und eine sehr romantische Phantasie auszeichnet.
Zwar ist er von Grund auf französisch, wie Gounod, doch wurde er von den deutschen Komponisten beeinflusst und hat in dieser Hinsicht eine historisch wichtige Rolle gespielt, indem er das Ohr des französischen Publikums auf die wagnerschen Dramen vorbereitet hat. Er hat selbst mit rührender Bescheidenheit zugegeben, dass dies vielleicht sein wichtigstes Verdienst in den Augen der Nachwelt darstellt.
Seine beiden größten Schöpfungen
, die Oper Sigurd und das Ballett Salammbô, feierten in Brüssel 1884 und 1890 einen Triumph, bevor sie 1885 und 1892 auch in der SalammbôPariser Oper aufgeführt wurden. Salammbô wurde mit seiner Starschauspielerin Rose Caron inszeniert, die schon in Sigurd die Rolle der Brunehilde gespielt hatte. Er zwang sie der Pariser Oper glattweg auf, die ihr daraufhin viel Rollen anvertraute. Nach Sigurd erntete Ernest Reyer in Marseille am 11. April 1893 mit Salammbô denselben Erfolg wie in Paris.
Ernest Reyer hielt sich nur kurzfristig in Paris auf, denn er zog es vor, den Winter in Lavandou und den Sommer in Mouthier-Haute-Pierre (Doubs) zu verbringen, wo er mit Césaire Phisalix, dem Erfinder des Serums gegen Vipernbisse Bekanntschaft schloss. Er kam auch gelegentlich nach Marseille, wo er viele Freunde hatte.
Er starb am 15. Januar 1909 in seinem Wohnsitz in Lavandou. Unter seinen Kollegen hatte er den Ruf eines großen Komponisten, aber auch eines großen Mannes. Théophile Gauthier sprach in seinem Zusammenhang von „der Liebe zur Kunst bis zur Leidenschaft und zum Fanatismus, eine Begeisterung für das Schöne, die nichts entmutigen konnte und die felsenfeste Entschlossenheit, dem schlechten Geschmack des Publikums nie Zugeständnisse zu machen.“
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Musikwerke
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Chœur des buveurs et chœurs des assiégés, v. 1848.
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Le Sélam, 1850.
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Maître Wolfram, 1854.
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Sakountala, 1858.
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Chant des paysans , 1861.
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La Statue, 1860.
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Erostrate, 1862.
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L'Hymne du Rhin, paroles de Méry, 1865.
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La Madeleine au désert, poésie d'Ed. Blau, 1874.
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Marche tzigane.
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Recueil de mélodies et de fragments d'opéras.
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Sigurd, 1884.
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Salammbô, 1890.
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Tristesse, poésie d'Ed. Blau, 1884.
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L'Homme, poésie de G. Boyer, 1892.
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Trois sonnets, poésies de C. du Locle.
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1909. Place Reyer im Lavandou |
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1907. Reyer Villa, im Jahr 1996 zerstört |
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1914 Schulklassen Ernest Reyer |
Berlioz, treuer Freund von Reyer |
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Retrospektive berühmter Künstler und Ausstellungen im Var
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